Die Anfänge des Vereins

Begonnen hatte alles am 15. November 1952. An diesem Tag wurde die Segelfliegergruppe Wershofen gegründet. Die Männer der ersten Stunde waren Otto Betzner, Karl Brenner, Alfred Müller, Herbert Müller und Erich Müller. Keiner von diesen hatte die Mühen, Schwierigkeiten und Opfer vorhersehen können, die notwendig waren, um den Verein so aufzubauen, wie er sich heute darstellt.

Das erste Segelflugzeug, an dessen Bau sich die "Jungflieger" gaben, war der Schulgleiter SG 38, das zu dieser Zeit gebräuchlichste Segelflugzeug. Durch das Gummiseil wurde das Flugzeug einem Katapult ähnlich auf 8 bis 10 Meter hochgeschossen, um diese Höhe dann talwärts abzugleiten. Dabei waren die Flieger vom ersten Start an mehr oder weniger auf sich alleine gestellt, erfahrene Fluglehrer am Doppelsteuer gab es nämlich noch nicht. Geübt wurde auf einem etwas erhöhten Bock unter den kritischen Augen der anderen Kameraden.

Wenn es dann zum ersten Gummiseilstart kam, wurden notwendige Korrekturen durch lautes Zurufen vom Boden aus veranlaßt. Nach jeder Landung mußte dann natürlich das hölzerne Gerät wieder per Hand den Berg hinauf transportiert werden...

Mit dem Heranwachsen der fleißigen Truppe begann man dann im Herbst 1953 mit dem Bau eines neuen Segelflugzeuges, dem "Specht". Außerdem wurde nebenher noch eine Startwinde gebaut, so daß die nächsten Starts an der Winde absolviert werden konnten. Unterstützt wurden die Wershofener Piloten damals von den Fliegerfreunden aus Leverkusen, die nicht nur ihr besseres Fluggerät, sondern auch ihre Fluglehrer zur Verfügung stellten, so daß allmählich sich ein eigener Fluglehrerstamm entwickeln konnte, durch den sich die SFG Wershofen dann fliegerisch selbstständig weiterentwickeln konnte.

Nach dem Specht wurden noch einige weitere Flugzeuge, darunter einer der ersten Motorsegler in Rheinland-Pfalz, in eigener Regie gebaut. Die fortschreitende Entwicklung im Flugzeugbau zwang den Verein dann jedoch bald, auf fertige Segelflugzeuge zurückzugreifen.

Natürlich galt es aber auch, eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen. So entstand im Jahre 1955 der erste Flugzeughangar. Hinzu kamen ein Clubraum, eine Garage für die Winde sowie eine eigene Werkstatt und ein Tower. Im Jahre 1978 wurde eine weitere Flugzeughalle errichtet, die der Akaflieg Köln dienen sollte, die von Ende der 70er-Jahre bis 2005 in Wershofen beheimatet war. Strom- und Wasserversorgung folgten. 2006 wurde der Flugplatz ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen und 2007 konnte schließlich eine weitere Halle für Anhänger eingeweiht werden.

Das, was alles geschaffen worden ist, ist vor allem den Gründungsmitgliedern Karl Brenner und Otto Betzner zu verdanken, die beide anläßlich der Feier zum 40-jährigen Vereinsjubiläum zum Ehrenmitglied ernannt wurden. Karl Brenner war bis zu seinem Tod im Jahr 2000 auch als Vorstandsmitglied aktiv.

Der erste Start

 

von Otto Betzner

Fliegen - ein Traum, der Menschen, bis Otto Lilienthal 1891, also vor 111 Jahren, diesen Traum auf solider, wissenschaftlicher und praktischer Art Wirklichkeit werden ließ. So waren hier in Wershofen, lange bevor wir unsere Segelfluggruppe gründeten, einige Jungs, die fliegen wollten, um sich auch mal zwischen den Wolken zu bewegen und alles von oben zu betrachten. Sie hatten schon öfter Flugzeuge über Wershofen fliegen sehen, besonders, wenn Rennen auf dem Nürburgring war. In der Zeitung waren auch manchmal Bilder von Flugzeugen zu sehen. Und dann hatte man im Kino auf Pfahls Saal in der Wochenschau genau gesehen, wie Flugzeuge starten und landen.

Da hier in Wershofen ja keine Flugzeuge landeten, beschlossen diese Jungs, selber ein Flugzeug zu bauen und legten los. Nach ein paar Wochen war es soweit. Es kam der Tag für den Jungfernflug. Das Fluggelände hatten sie sich schon lange ausgesucht. Es war der Hang im Süden, unterhalb des Dorfes, wo man im Winter so gut Schlitten fahren konnte. Man hatte einen langen Rollweg von ca. 100 Meter, dann kam ein Rain (eine Sprungschanze). Da mußte das Flugzeug abheben, über einen Weg und einen Seifen fliegen und anschließend auf der gegenüberliegenden Wiese landen. So war es gedacht.

Die jungen Konstrukteure gingen noch mal ums Flugzeug. Es musste sicher gut fliegen. Mit den hohen Fahrradrädern würde es auch den Berg runter die richtige Geschwindigkeit erreichen um abzuheben. Die Bretter für die Flügel und den Rumpf waren Schalbretter aus dem Sägewerk von Nette Scheng. Die waren gewiss fest genug und die paar Latten von Nachbars Gartenzaun hielten so einen Flug bestimmt aus. An Nägel hatte man nicht gespart.

Dann stieg der Pilot ein. Wochenlang hatte er auf diesen Tag gewartet. Aber jetzt, er sah den steilen Hang - die Sprungschanze - den Seifen, es war ihm zum Fliegen nicht mehr zu Mute. Jetzt kneifen? Nein, das war nicht seine Art und ausserdem lag der vorgesehene Landeplatz ja auch in Sichtweite.

 

Er wurde angeschoben und los gings. Immer schneller, immer schneller, dann kam die Sprungschanze, der Abhebepunkt und die große Überraschung - nach wenigen Minuten zogen sie ihren mutigen Piloten fast unverletzt aus den Trümmern.

Was war geschehen? Das Flugzeug hätte doch fliegen müssen. Was war verkehrt gewesen? Es war doch wirklich ganz schnell den Hang runter gerollt. Die Räder waren dran geblieben, aber es hatte sich nicht in die Lüfte erhoben.

Still und nachdenklich gingen sie den Nehmes Berg hoch --- ohne Flieger. Ihr Traum vom Fliegen hatte sich nicht erfüllt. Aber das Verlangen einmal zu fliegen, war geblieben.

Nachwort:
Die jungen Flugzeugbauer waren: Der allzu früh verstorbene Theo Hollender, unser Mitglied Willi Ohlenhard -der Vater von Klaus-, und natürlich unser Karl Brenner.
Der mutige Pilot, unser Mitglied und ehemaliger Bürgermeister Peter Udelhofen, der Schwager vom Karl.